Sportliche
Technik trainieren ist wie Risotto kochen!
Ein
befreundeter Trainer aus dem südlichsten Kanton der Schweiz,
vergleicht das Techniktraining in der Leichtathletik sehr treffend mit
dem Zubereiten einer lokalen Spezialität, dem Risotto kochen.
"Du brauchst zwingend fünf Zutaten:
Reis, Wasser, Salz, Pfeffer und Gewürze. Wie genau dann dein
Risotto ergänzt und zubereitet wird, so dass er mit den
effektiv vor dir liegenden Zutaten am besten schmeckt, ist aber
individuelles Rezept."
Ob mit Safran, mit Meeresfrüchten, mit Ruccola oder mit
Pilzen...beim Kochen soll man sich von der Natur leiten lassen: welches
Rezept passt zu dieser Reissorte? Was bringt die Natur in diesem Moment
mit auf den Tisch (Saisonale Zutaten)? So funktionierts auch mit der
Technik: was bringt der Athlet an Voraussetzungen, insbesondere was
für Stärken mit? So schneidern wir ihm die Technik
zu."
|
|
|
|
|
|
|
|
Pilz Risotto |
Safran Risotto |
Black Rice Risotto |
Seafood Risotto |
|
|
|
|
|
Heisst: Es gibt
verschiedene Technik-Lösungen, um einen Speer weit zu werfen.
Aber DIE Technik gibt es nicht!
Grosse/kleine Werfer, dicke/dünne Werfer, schnelle/langsame
Werfer, Kraftprotze/Filigrantechniker...alle können weit
werfen.
Und alle werfen etwas anders. Das Ziel einer maximierten
Abwurfgeschwindigkeit im richtigen Winkel abgeworfen haben aber alle
gleich. Wenn ich aber ein einigermassen taugliches Beispiel
FÜR
DIE GROSSE MASSE nennen muss, dann nenne ich Andreas Thorkildsen. Man darf aber
Technik im Speerwerfen nicht
einfach kopieren! Die effektivste Technik für einen bestimmten
Athleten ist immer INDIVIDUELL, weil sie abhängig von den
körperlichen Voraussetzungen, den koordinativen
Fähigkeiten
sowie der technischen Lern-Vorgeschichte ist. Deshalb muss man die
Technik auf den Athleten anpassen - nicht umgekehrt! Insbesondere
sollen die individuellen Stärken bestmöglich zur
Geltung
gebracht werden. Wer beispielsweise schnelle Beine hat, soll schnell
anlaufen. Wer eine besondere Beweglichkeit hat, soll diese Eigenschaft
in seiner eigenen Technik ausnützen, und so weiter.
Folgende Punkte der
Technik sind als Rahmenbedingung gegeben (Zutaten), der Rest frei
gestaltbar (Rezept)
1) Progressiv zunehmende Vorbeschleunigung bis zum Abwurf
2) Schaffen einer optimalen Zugwegslänge (Armstreckung,
individuell optimierte Körperrücklage und Verwringung)
3) Spannungsaufbau durch ideale Körperpositionierung vor dem
Zug
4) Spannungsentfaltung mit Schlagwurfbewegung oben gegen das
Stemmen/Blockieren unten
5) Treffen des Speers (möglichst wenig Winkel-Differenzen)
Oben genannte Technikpunkte sind eine Ableitung aus den biomechanischen
Prinzipien des Speerwerfens*
Prinzip der maximalen Anfangskraft
Um
eine möglichst hohe Endgeschwindigkeit zu erreichen, ist es
erforderlich, auf Wurfgeräte/Körper am Anfang des
Beschleunigungsvorgangs eine möglichst große Kraft
einwirken
zu lassen. Dies lässt sich nur durch Ausholbewegungen
erreichen.
Bei der Ausholbewegung entstehen vor dem Abwurf negative
Kraftstöße. Die Ausholbewegung muss durch positiv
wirkende
Kräfte abgebremst werden, wobei im
„Idealfall“ die
Größe des Bremskraftstoßes genau der des
negativen
Kraftstoßes entspricht. Da aber in der Folge die Bewegung
nach
Beendigung des Bremskraftstoßes nicht abgebrochen wird,
sondern
unmittelbar in die eigentliche Wurfbewegung, den
Beschleunigungskraftstoß, übergeht, beginnt die
Abwurfbewegung auf einem höheren Ausgangsniveau. Der
Bremskraftstoß addiert sich demnach zum Kraftstoß
der
Wurfbewegung, wodurch die maximale Anfangskraft
vergrößert
wird.
Prinzip des optimalen Beschleunigungswegs
Eine
konstante Kraft gibt einer Masse eine Endgeschwindigkeit, die umso
größer ist, je länger die Kraft auf die
Masse einwirkt.
Die Länge des Beschleunigungswegs ist demnach ein
entscheidendes
Kriterium. Aber auch die Form des Beschleunigungswegs ist von
Bedeutung. Ein geradliniger oder stetig gekrümmter
Beschleunigungsweg ist am zweckmäßigsten,
während
wellenförmige Verläufe für die
Endgeschwindigkeit
ungünstig sind. Durch Zurückführen des
Wurfarms wird der
Beschleunigungsweg in der Länge optimiert. Bei der
anschließenden, möglichst geradlinigen
Abwurfbewegung kann
der Speer länger beschleunigt werden, woraus eine
höhere
Endgeschwindigkeit resultiert.
Prinzip der Koordination von Teilimpulsen
Um
eine hohen Endgeschwindigkeit eines Körperteils
(Schlagbewegung
der Abwurfhand) zu erreichen ist es erforderlich, dass die einzelnen
Teilbewegungen zeitliche, räumlich und hinsichtlich des
Krafteinsatzes (dynamisch) optimal aufeinander abgestimmt sind. Beim
Speerwurf ist die zeitliche Verschiebung der Teilbewegungen, also die
nacheinander ablaufenden Teilbewegungen (sukzessive Koppelung),
charakteristisch. Die Wurfbewegung beginnt mit dem Anlauf und der
Rückführung des Speers, Einsatz des Rumpfes durch die
Einnahme der Bogenspannung (schnelles Vordrücken, beginnend
mit
der Streckung des hinteren Beins über Hüfte und Brust
gegen
das vordere Bein), setzte sich in den Schultergürtel fort und
nimmt ihren weiteren Verlauf über Ober-, Unterarm, Hand und
Finger. Durch die zeitliche Verschiebung der Teilbewegungen ist es
möglich, die nachfolgend eingesetzten Muskelgruppen jeweils
vorzudehnen. Jeder Teilimpuls addiert sich auf und trägt zur
Vergrößerung der Endgeschwindigkeit bei. Dies setzt
aber
voraus, dass die einzelnen Teilphasen ohne zeitliche
Verzögerungen
ineinander übergehen (Bewegungsfluss).
* Quelle:
www.philippinum-weilburg.de
|